Sonntag, 17. März 2013

[Buchtipp] "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green

„Krebsbücher sind doof“, sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander – trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod.

(Bild- und Textquelle: Hanser)


meine Meinung:


Einstieg ins Buch:
Im Winter meines sechzehnten Lebensjahrs kam meine Mutter zu dem Schluss, dass ich Depressionen hatte, wahscheinlich, weil ich kaum das Haus verliess, viel Zeit im Bettverbrachte, immer wieder dasselbe Buch las, wenig ass und einen grossen Teil meiner reichlichen Zeit damit verbrachte, über den Tod nachzudenken.

Hazel hat mit ihren 16 Jahren schon viel durchgemacht: Sie leidet an Schilddrüsenkrebs, der sich über die Lunge als Metastasen ausgebreitet hat. Eine Sauerstoffflasche, die ihr das Atmen erleichter, ist ihr ständiger Begleiter. Diagnose: Unheilbar. Aus diesem Grund zieht sie sich immer mehr zurück, denn sie möchte so wenig Menschen wie möglich mit dem Schmerz belasten, den ihr Tod verursachen wird.

Der Grund, aus dem ich zur Selbsthilfegruppe ging, war derselbe, aus dem ich Krankenschwestern mit einer gerade mal achtzehn Monate langen Ausbildung erlaubte, mich mit Medikamenten mit exotischen Namen zu vergiften: Ich wollte meine Eltern glücklich machen. Denn es gibt nur eins auf der Welt, das ätzender ist, als mit sechzehn an Krebs zu sterben, und das ist, ein Kind zu haben, das an Krebs stirbt. (Seite 13)

Und nur um ihre Eltern glücklich zu machen, geht sie trotz eigenem Widerwillen zur Selbsthilfegruppe für krebskranke Teenager. Dort lernt sie eines Tages den einbeinigen Augustus Waters kennen. Sofort ist sie von ihm fasziniert, denn er ist witzig und charmant und geht so anders mit seiner Krankheit um als sie. Mit ihm konnte sie über alles reden: über Bücher, Musik, aber auch über den Krebs.

Während er las, verliebte ich mich in ihn, so wie man in den Schlaf gleitet: langsam zuerst und dann rettungslos. (Seite 117)

John Green erzählt die Geschichte aus der Sicht von Hazel Grace. Wir erfahren viel über ihr Leben und ihre Gefühlswelt. Dabei durchleben wir mir ihr die gesamte Gefühlspalette von distanziert sarkastisch, humorvoll offen, tragisch traurig, hoffnungsvoll ängstlich bis erschreckend ehrlich. Sofort habe ich sie in mein Herz geschlossen und mit ihr gelitten, geweint und gelacht. Hazel und Augustus sind beide ausserordentliche Persönlichkeiten: sympathisch, klug und absolut authentisch. Die Gespräche zwischen den zweien sind herrlich, zum Teil schon fast philosophisch, ab und zu sarkastisch und regen oft zum Nachdenken an.
Auch gefallen hat mir die Geschichte in der Geschichte. Hazel hat ein absolutes Lieblingsbuch: “Ein herrschaftliches Leiden” von Per Van Houten. Schon oft hat sie es gelesen und es ist für sie ein treuer Begleiter. Doch da das Buch sehr aprupt endet, möchte sie unbedingt herausfinden, was aus den verschiedenen Charakteren aus dem Buch veworden ist. So versucht sie gemeinsam mit Gus den Autor zu finden und ihn zur Rede zu stellen.
Recht früh konnte ich mir ausmalen, wie das Buch enden muss und obwohl ich mit meinen Befürchtungen richtig lag, las ich die Seiten atemlos, unendlich traurig und auch ein wenig schockiert.
Selten habe ich ein Buch erlebt, das mir so unter die Haut gegangen ist, das mich Tage später noch mit einem Kloss im Hals zurücklässt, das ich bestimmt nie mehr vergessen werde. Gänsehaut pur! John Green verzauberte mich mit seinem einfachen aber eindrücklichen Schreibstil von der ersten Seite an. “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” ist ein ganz besonderes Buch und hat bei mir Spuren hinterlassen. Es hat mich sprachlos zurückgelassen und nach der letzten Seite musste ich erst dreimal tief durchatmen. Es ging mir gleich wie Hazel: Während ich las, verliebte ich mich in das Buch, so wie man in den Schlaf gleitet: langsam zuerst und dann rettungslos.

Fazit:

“Das Schicksal ist ein mieser Verräter” nimmt uns mit in eine Achterbahn der Gefühle. Die Geschichte von Hazel und Gus ist tiefgründig, dramatisch, ironisch, geht unter die Haut und lässt einen nicht mehr los. Deshalb: unbedingt lesen!

Buchtipp von Nicole Forrer

Infos zum Buch:

John Green: “Das Schicksal ist ein mieser Verräter”, 288 Seiten, Hanser Verlag (30.07.2012)
ISBN 978-3-446-24009-4

Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 13 Jahren